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Vor Umzug nach Heusenstamm: Erasmus-Schule stellt sich vor

Vor Umzug nach Heusenstamm: Erasmus-Schule stellt sich vor

Vor dem geplanten Umzug auf den Campus nach Heusenstamm stellt sich die Erasmus-Schule bei einem öffentlichen Informationsabend vor

Heusenstamm – Talente fördern, Visionen verwirklichen und das alles dreisprachig: So lautet das Konzept des Erasmus-Gymnasiums. Wie berichtet, zieht die Privatschule ab dem Schuljahr 2024/25 aus dem Frankfurter Ostend auf den Campus Heusenstamm. Eine Grundschule soll folgen. Am Donnerstag fand nun ein Informationsabend statt, um interessierte Heusenstammer Eltern und Kinder vom Erasmus-Konzept zu überzeugen. Vor Beginn konnten sie ihre Fragen aufschreiben, die eingesammelt und später vorgelesen wurden.

Zunächst sprachen Bürgermeister Steffen Ball und Schulleiterin Gerlinde Herd-Huber zu den Gästen. Ball sagte, ihm sie es wichtig, dass der Campus wieder zur Bildungsstätte werde. Herd-Huber schwärmte, sie schätze die Ruhe, die sie auf dem Campus verspüre.

Im Hauptteil des Abends kamen dann Schülersprecher Wave Williams, die stellvertretende Schulleiterin Susanne Wissner, Matz Mattern vom Schulträger Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Katja Anderlohr vom Elternbeirat zu Wort – er wurde moderiert von Julia Schmitz, die durch den Abend führte. Tenor der vier: Der Campus biete viele Chancen. Es gebe mehr Räume, vor allem Fachräume für Physik, Chemie und Biologie. Hervorgehoben wurde, dass die Schule über eine eigene Sporthalle verfügen werde sowie ein Schwimmbad in der Nähe sei. Aktuell müssten die Klassen in Frankfurt noch quer durch die Stadt reisen, um Schwimm- und Sportunterricht abhalten zu können.

Zwischendurch sorgten eine Schülerin und ein Schüler des Erasmus-Gymnasiums für musikalische Unterhaltung und gaben zwei Klavierstücke zum Besten.

Dann begann die Fragerunde. Aus einem Zylinderhut wurden Zettel gezogen und verlesen. Jemand wollte wissen, wie das Sicherheitskonzept der Schule aussieht. Das Gelände sei umzäunt, sagt Leiterin Gerd-Huber. Anders als in Frankfurt könne nicht jeder die Schule betreten. Und nur älteren Schülern sei es erlaubt, ohne Begleitung wegzugehen. „Unsere Regeln sind klar. Bis zur zehnten Klasse dürfen Schüler das Gelände alleine nicht verlassen.” In Zukunft wolle die Schule zudem einen Selbstverteidigungskurs für die Schüler anbieten.

Und wie sieht es mit der Lehrerfluktuation am Erasmus-Gymnasium aus, wollte ein Mann aus dem Publikum wissen. „Die gibt es natürlich auch bei uns, sagte Herd-Huber und ergänzte: „Wir sind aber bemüht, für eine stabile Personalstruktur zu sorgen. Wenn uns ein Kollege verlässt, können wir in der Regel die Stelle schnell nachbesetzen.” Zentrales Merkmal des Erasmus-Konzepts sei der fächerübergreifende, dreisprachige Unterricht. Wie das konkret funktioniere, lautete eine Frage. Die Lehrkräfte würden einen kreativen und interaktiven Unterricht anbieten, der spielerisch Spanisch- und Englischkenntnisse vermittle, erläuterte Schülersprecher Williams. Herd-Huber fügte hinzu: „Durch die ständige Konfrontation mit den Fremdsprachen ab der ersten Klasse, sei es durch die Lehrkräfte oder auch Spanisch oder Englisch sprechende Schüler, lernen die Kinder schnell und auf natürliche Weise, dreisprachig zu kommunizieren.”

Nach der Fragerunde standen noch Lehrkräfte bereit, um im lockeren Plausch bei Getränken und Fingerfood weitere Fragen der Eltern und Kinder zu beantworten. Wer vom Konzept der Erasmus-Schule nach dem Abend überzeugt war, konnte auch gleich einen persönlichen Gesprächstermin vereinbaren, um seine Kinder anzumelden. (Steffen Lynch)

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Campus Heusenstamm in der Offenbacher Wirtschaft
CARAT Hotels zieht in den Campus Heusenstamm

Carathotel zieht in den Campus Heusenstamm

Von Volker Thies (mailto:thies@iz.de) Freitag, 04. November 2022

Die Allegron Group hat nahezu Vollvermietung für ihr Umnutzungsprojekt Campus Heusenstamm erreicht. Als letzter Großmieter gibt jetzt die Hotelgruppe Carathotels bekannt, im Jahr 2024 mit 132 Zimmern eröffnen zu wollen.

Damit sind 95% der 45.000 qm Gesamtmietfläche in dem ehemaligen Schulungszentrum der Deutschen Post belegt. Das Hotel wird den größten Teil des Erdgeschosses und die vier Obergeschosse darüber füllen.

Ein Haus für Durch- und Berufsreisende Carat-Gesch.ftsführer Zeljko Holik schwebt ein klassisches Frühstückshotel vor, das vor allem auf Gäste zielt, die auf Durchreise in Rhein-Main Station machen, beispielsweise Bustouristen. Dazu sollen Menschen auf beruflicher Mission kommen.

Ihnen wollen Hotelier und Projektentwickler mit relativ großen Zimmern, 25 bis 35 qm, einem in fast allen Einheiten abgetrennten Schlafbereich, einer Pantryküche und jeweils einer kleinen Loggia ein attraktives Angebot auch für einen längeren Aufenthalt machen.

Wichtigster Ankermieter des Campus Heusenstamm ist der Caritasverband Offenbach. Er will auf rund 21.000 qm in verschiedenen Gebäudeteilen 150 Einheiten für betreutes Wohnen, ein vollstationäres Pflegeheim mit 87 Plätzen, eine Grossküche mit Restaurant, eine Sozialstation und eine Seniorentagespflege betreiben. Von der Kita bis zur Brauerei als weiterer sozialer Nutzer kommt, wie im Zuge der Verkündung der Hotelpläne bekannt wurde, der Arbeitersamariterbund mit einer siebengruppigen Kindertagesstätte und einer internationalen Grundschule auf gut 3.500 qm hinzu. 4.000 qm werden von verschiedenen Mietern mit Ausstellungs- und Showrooms, z. T. mit angeschlossenen Büros belegt. Auch Exoten wie ein Musikverein und die Kleinbrauerei Campusbrauer sind darunter. Rund 3.000 qm in den drei obersten Etagen sind ebenfalls bereits mit Büronutzern belegt. Vor allem für die Hotel- und die Sozialnutzungen laufen die Umbauarbeiten. Allegron-Geschäftsführer Bernd Dillmann ist zuversichtlich, die Übergabe im Frühjahr 2024 zu schaffen. „Die derzeit hohen Materialkosten sind ein Ärgernis, mit dem wir leben müssen und das auch können“, sagt er. Sein Co-Geschäftsführer Dirk Wiedenhues ergänzt, dass sich inzwischen die veränderte Gesamtlage in der Wirtschaft bemerkbar: In der Einzelvergabe sei es wesentlich leichter, Handwerker auf die Baustelle zu bekommen als noch vor einigen Monaten. Nach Einschätzung von Heusenstamms Bürgermeister Steffen Ball (CDU) ist mit der jetzt erreichten Mieterstruktur eine gute Mischung für den seit 2020 nicht mehr von der Post genutzten 14-Geschosser gefunden. „Wir bekommen dringend nötige Einrichtungen für unsere Sozialstruktur und der Campus wird belebter als zu Zeiten der reinen Büronutzung“, sagt das Oberhaupt der 19.000-Einwohner-Stadt südlich von Frankfurt. Ein großes Hotel sei nicht zuletzt ein Wunsch örtlicher Firmen gewesen, die zum Teil umfangreiche Schulungen anbieten und zur Unterbringung von Teilnehmern bislang in die weitere Region ausweichen müssen. Verhandlungen mit der Kommune: Hart, aber zügig Von Allegron kommt großes Lob für das Bebauungsplanverfahren, das nur rund eineinhalb Jahre gedauert habe – und das trotz der Größe des Objekts und der schwierigen Konstellation mit sehr unterschiedlichen Nutzungsformen in einem Baukörper. „Das ist bundesweit vorbildlich“, sagt Dillmann. Erschwerend kam unter anderem hinzu, dass auf dem Grundstück komplizierte Dienstbarkeiten für Post bzw. Telekom lagen und dass an einer Zufahrt recht aufwändige Umbauten zum Schutz eines Amphibienbestands nötig werden. „Das sind Punkte, in denen Bauherren und Kommune naturgemäß verschiedene Interessen haben. Wir haben darüber durchaus hart verhandelt, aber wir haben fair, gut und schnell verhandelt“, fasst Ball die zurückliegenden Monate zusammen.

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Campus Heusenstamm | Bernd Dillmann im Interview
Fernwärme - Campus Heusenstamm
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Unsere Calc-Limax-Stiftung
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Allegron in der Immobilienzeitung
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Zeitungsartikel Caritas-Coup auf dem Campus Heusenstamm
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DIWO Home Chemnitz bei WELT "Ukrainer in Deutschland"
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23.05.22, 15:04
Ukrainer in Deutschland: „Für uns in Ostdeutschland wäre das ein riesiger Gewinn“ –  in WELT

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UKRAINER IN DEUTSCHLAND

„Für uns in Ostdeutschland wäre das ein riesiger Gewinn“
Von Anna Shemyakova

Am Chemnitzer Stadtrand steht ein ganz besonderer Häuserblock. Hier leben 200 Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Ihre Zukunft ist noch immer ungewiss. Doch sie bringen womöglich etwas mit, was der Stadt fehlt.

Der Samstag ist ein besonderer Tag in der Fritz-Fritzsche-Straße. Dann kommen die Helfer Jan Lötzsch und Vivien Graupner vom Wochenmarkt und bringen einen vollen Kofferraum Obst und Gemüse mit. Für ihre „Gäste“, wie sie die Ukrainer nennen, die vor dem Angriffskrieg in ihrem Land (/themen/ukraine-krise/) geflohen sind. Besonders beliebt sind exotische Früchte wie Mango oder Ananas, die in der Ukraine für gewöhnlich sehr teuer sind. Die Früchte kauft Jan Lötzsch zum Sonderpreis, nachdem der Markt schließt. Darunter auch solche, welche die Händler nur schwer losbekommen. Krumme Möhren oder kleine Gurken seien in der Ukraine etwas ganz Normales – dort kauft man Obst und Gemüse eben so, wie es gewachsen ist, erzählt Lötzsch. Den Einkauf bezahlt er von Spenden, oft aber auch aus dem eigenen Geldbeutel. 200 Menschen aus der Ukraine leben im sechsstöckigen Häuserblock des Chemnitzer Fritz-Heckert-Gebiets, verteilt auf 44 Wohnungen. Es sind etwa 100 Frauen, genauso viele Kinder und drei Männer, die die Ukraine ausnahmsweise verlassen durften. Einer ist Vater von drei Kindern und der andere begleitete seine betagten Schwiegereltern auf der Flucht. Sie gehören zu den 700.000 Menschen, die seit Beginn der Invasion in der Ukraine nach Deutschland kamen. In Chemnitz haben sie ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Viele der Geflüchteten gehen in die Großstädte. Ein Fehler, meint Jan Lötzsch. „In Frankfurt, Berlin oder München bekommt man keine Sozialwohnung. Sie sollten nach Sachsen oder Thüringen, in die kleineren Städte. Dort gibt es einen riesigen Leerstand“, sagt er. So wie in Chemnitz, wo 14 Prozent aller Wohnungen leer stehen.

Zwar sei die Gegend im Fritz-Heckert-Gebiet grün und ruhig, aber für viele zu weit vom Zentrum der knapp 250.000 Einwohner großen Stadt entfernt, erzählt Objektleiter Jürgen Schaab. Knapp 30 Minuten braucht man mit dem Auto oder der Straßenbahn in die Innenstadt. Und obwohl das Gebiet am Stadtrand mit Supermärkten, Schulen und Kindergärten eine gute Infrastruktur habe, sei die Vermietung schwer. Es gebe kaum Zugezogene, die Studenten wollten nah an der Universität leben.

Eine Chance für Jan Lötzsch, der einen Facebook-Aufruf startete, um Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine zu finden. Jürgen Schaab antwortete, er habe da einen ganzen Häuserblock. Mit seinem Chef bei der Immobiliengesellschaft „Diwo Home“ handelte er aus, dass die Ukrainer keine Kaution zahlen mussten und so lange umsonst dort wohnen sollten, bis Hilfe vom Sozialamt käme. Jede der Wohnungen liegt im sozialen Rahmen, für 56 Quadratmeter zahlt man hier knapp 400 Euro. Doch es gab noch ein Problem: Die Wohnungen standen komplett leer, nicht einmal Küchen waren drin. Jan Lötzsch begann, nach Möbeln und Freiwilligen zu suchen, um die Wohnungen für die Geflüchteten auszustatten. Eine der ersten Helferinnen war die 35-jährige Chemnitzerin Vivien Graupner. Gemeinsam suchten sie nach kostenlosen oder günstigen Möbeln, strichen Wände, erneuerten die Böden und begleiteten die Neuankömmlinge zu Ämtern und Behörden. In den ersten Wochen kam Graupner jeden Tag vor ihrer eigentlichen Arbeit im Reisebüro für anderthalb Stunden in die Fritz-Fritsche-Straße, um zu helfen und einzurichten. Auch Lötzsch war neben seiner Vollzeitstelle in einem Telefongeschäft fast täglich da. Es fanden sich Dutzende weiterer Freiwilliger, die so mittlerweile 44 Wohnungen mit dem Nötigsten ausstatteten.

„Hier hören wir keine Explosionen mehr“

Eine der ersten Mieterinnen war Natalia Kirkgan, die gemeinsam mit ihren Eltern aus Kiew nach Deutschland kam und Anfang April in eine der neuen Wohnungen eingezogen ist. Wegen gesundheitlicher Probleme der Eltern sei Deutschland die erste Wahl gewesen, erzählt die 40- Jährige. Sie hörten, dass es hierzulande gute Krankenversicherungen gebe und man mit den Geflüchteten sehr sozial umgehe. Ende Februar sollte die Mutter an der Hüfte operiert werden, doch dann brach der Krieg aus. In einem Erstaufnahmelager für Geflüchtete konnten die hochbetagten Eltern nicht bleiben, sie kamen bei einer Gastfamilie in Bayern unter, bevor sie nach Chemnitz zogen. „Es ist ein riesiges Glück, dass wir unsere eigene Wohnung haben“, sagt Kirgan, „wir können endlich durchatmen.“ Vor der Flucht aus Kiew sei die Lage immer angespannter geworden. Sie hätte mit der Zeit gelernt, die verschiedenen Raketen nach Lauten zu unterscheiden, da eine Angriffsrakete anders klinge als eine Flugabwehrrakete. „Hier hören wir keine Explosionen mehr, müssen nicht mehr in den Keller flüchten“, sagt Kirgan. Ihr neues Zuhause ist spärlich und nur mit dem Nötigsten ausgestattet: Ein Bett, eine Küche, Tisch und Stühle. „Klar fehlen noch einige Dinge, aber wenn man es mit dem Krieg vergleicht, in dem wir früher lebten, geht es uns hier sehr gut“, erzählt Kirgan, die in der Ukraine als Juristin arbeitete.

Unbürokratisch handeln

Auch anderen Bewohnern fehle es teilweise noch an Möbeln, Gardinen hängen eingespannt im geschlossenen Fenster, die Wände sind leer.

Um Lötzsch und Graupner bilden sich Gruppen, wenn sie und andere Freiwillige in der Straße sind. Sie haben Fragen zu Dokumenten oder erkundigen sich nach Möbeln, alle Gespräche finden mit einer Übersetzung-App statt. Eine Bewohnerin möchte die Miete bar zahlen, da sie nicht mit dem Online-Banking zurechtkommt. Spontan organisiert Lötzsch für die nächste Woche einen Termin, an dem sie und andere das Geld bar bringen können – die Bürokratie möchte er für die Neuankömmlinge so einfach wie möglich gestalten und wünscht sich das gleiche für die Behörden. „Das Haus lebt“, sagt Objektleiter Schaab, der seit Einzug der 200 Gäste lediglich zwei Monatsmieten erhalten hat. Dafür spielen wieder Kinder auf der Wiese, Frauen unterhalten sich von Balkon zu Balkon, man hilft sich gegenseitig. Hinter dem Haus stellte Schaab den Bewohnern zwei Kleingärten zur Verfügung. Dort treffen sie sich, um zu grillen; einige wollen bereits Obst und Gemüse anbauen. Es ist ein Stück Lebensfreude, das sie hier nach den schlimmen Erlebnissen der letzten Monate zurückbekommen. Zudem sei es ein riesiger Vorteil, dass alle an einem Ort zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen, sagt Lötzsch, „gerade dann, wenn schlechte Neuigkeiten aus der Heimat kommen.“

Es sind Nachrichten von Ehemännern, die in den Krieg eingezogen wurden, von flüchtenden Freunden oder von Häusern, die zerstört wurden – so wie bei Olessia Baranova und ihrer Mutter Svetlana. Mitte März verließen sie Charkiw in Richtung Deutschland und kamen Anfang April in Chemnitz an. Vor kurzem erfuhren sie, dass ihr ehemaliges Wohnhaus von einer Rakete getroffen wurde, auch ihre Wohnung soll beschädigt worden sein.

Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, wurde schwer bombardiert. Das russische Militär versuchte, die Stadt einzukreisen – bislang konnte die ukrainische Armee Widerstand leisten. Viele Zivilisten starben bei Raketenangriffen, Gebäude kollabierten, Menschen harrten in Kellern und U-Bahn-Stationen aus. Die 62-Jährige Swetlana Baranova erinnert sich, wie sie bis zu zehnmal am Tag aus dem achten Stock ihres Hauses zu Fuß in den Keller laufen musste, um sich vor den Angriffen zu schützen. Nicht einmal in den Supermarkt konnte sie gehen, weil ständig der Raketenalarm ertönte. Als ihre 24-jährige Tochter dennoch einkaufen ging, schlug unweit von ihr eine Rakete ein. Verletzt wurde sie glücklicherweise nicht, aber kurze Zeit später verließen sie Charkiw über Polen und warteten dort, bis Anfang April die Wohnungen in der Fritz-Fritzsche-Straße bezugsfertig waren. Hier leben sie seit über einem Monat, zwar in Sicherheit, doch begleitet von ständiger Zerrissenheit. Einerseits würden sie gern Deutsch lernen, sich einleben und eine Arbeit finden. Doch gleichzeitig sehnen sie sich nach ihrem Zuhause, nach Freunden, der Familie – und trauern darüber, was aus ihrem Heimatland geworden ist. Sie wissen nicht, ob es noch etwas geben wird, zu dem sie zurückkehren können.

Ukrainer könnten Personallücken füllen

Baranova geht es wie vielen im Haus, obwohl sie wissen, dass es den Kindern in Deutschland vermutlich besser gehen würde. Viele von ihnen gehen bereits in die Schule. Vor den Erwachsenen steht die große Hürde, Deutsch zu lernen, falls sie eine Arbeit finden wollen. In Chemnitz gibt es viele freie Stellen – in vielen Branchen fehlt Personal, sagt Lötzsch. Diese Lücken könnten irgendwann Menschen aus der Ukraine füllen, falls sie sich entscheiden, in Deutschland zu bleiben. „Natürlich hat der Staat erst mal Kosten. Aber die Ukrainer sind eine leistungswillige Bevölkerung. Irgendwann würden sie Jobs bekommen und Steuern zahlen. Für uns in Ostdeutschland wäre das ein riesiger Gewinn“, sagt er. Bis es soweit ist, stehen sie jedoch vor großen Herausforderungen, bürokratischen Eigenheiten, einer ihnen unbekannten Sprache und der stetigen Ungewissheit, wie es der Familie und den Freunden daheim geht. Doch in der Fritz-Fritsche-Straße bekommen sie direkte Hilfe, Obdach und die eine oder andere kleine Lebensfreude.

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